Der Nebel im Dieselfilter und die Freiheit

Etwa 6 Wochen ist es her, als David im Schauglas einer der drei Dieselfilter ein feiner Nebel entdeckt hat. Daraufhin hat er den Tagestank aufgeschraubt und festgestellt, dass sich da unten am Boden ein brauner Film mit weichen Ansammlungen/Nebel befindet. Wasser haben wir noch nie gefunden, weder in den Wasserabscheidern noch im Tank.
Der Grossteil des Diesels haben wir letzten Oktober getankt. Versetzt mit Dieselschutzmittel, damit er 1 Jahr lagerstabil sein soll und mehr Mals durch unsere Filteranlagen gepumpt um festzustellen, ob mit dem Diesel alles in Ordnung ist. Soweit alles sauber und gut.
Letzten Herbst an der Tankstelle: Das Haus der Tankstelle und der Pick-Nick-Tisch waren gelb, wie das Deck von Aroha. Die Sonne schien und die Dieselpreise in Norwegen sind günstig im Vergleich, was wir uns gewohnt sind. Ich erinnere mich an die Freude, die ich beim Tanken hatte, 1’100l Diesel und damit für den Norwegischen Winter sicher genügend Heizkapazitäten ohne mit Kanistern nachfülllen zu müssen. Und jetzt, wo es Frühling ist, merken wir, dass wir nicht mehr als 500l inkl. Weihnachtstörn verbraucht haben. Offensichtlich, wie sich uns durch den Nebel im Schauglas zeigt, ist der Diesel doch nicht lagerstabil. Er ist von einem Alterungsprozess befallen. Damit entstehen Gedanken, wie wohl der Haupttank aussieht, wie sich dies auf den Hauptmotor und den Generator auswirkt. Legt sich der Nebel des Diesels bildlich gesprochen vielleicht auch über mein Freiheitsgefühl?

Der Diesel und die damit funktionierenden Systeme wie Hauptmotor, Generator und Dieselheizung bieten uns Komfort und Sicherheit. Damit verbunden ist die Freiheit, uns in abgelegenen Revieren zu bewegen. Die Freiheit, sich einfach für eine Überfahrt entscheiden zu können, wenn uns danach ist. Freiheit uns wochen-, monatelang abseits der Zivilisation zu bewegen. Freiheit sich im Wohnbereich in Komfort zu bewegen (Heizen, Backen, Entsalzen, Warmwasser auf Knopfdruck). Selbst wenn wir mit Wind- und Solarenergie unseren „normalen“ Energieverbrauch decken können, müssten wir ohne Generator auf sonnige Tage hoffen, damit die 10% Batteriekapazität, die beim Backen verbraucht werden, wieder geladen werden können.

Auch was die Navigation und Mobilität anbelangt, bietet der Hauptmotor Komfort und Sicherheitsreserven. Jetzt mag man denken, ein Segelschiff ohne Motor ist ja immer noch ein Segelschiff – es kann segeln. Es hat Segel, die einem über die Weiten der Ozeane tragen. Ja, wir haben sogar acht Segel um für alle möglichen Wind- und Kursbedingungen die passende Beseglung zu haben. Aber in einem Hafen zu manövrieren möchten wir uns ohne Motor lieber nicht vorstellen und auch beim Ankermanöver bietet der Motor zusätzliche Sicherheit. Schlechten Diesel zu haben, kann also mit Komfort- und Sicherheitseinbussen verbunden sein.
Zumindest solange bis man eine Lösung gefunden hat. Das bedeutet, immer wieder zu überwachen, überlegen, welche Strategie man fährt, wie man das Risiko einschätzt.

Es ist Freiheit zu erkennen, dass die Freiheit immer noch da ist, wenn das Problem mit dem nebligen Diesel grösser werden sollte – Selbst wenn äussere Einflüsse uns vermeintlich einschränken.

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