Der andere Segler
Seit einer Woche liegt ein anders Segelboot am Steg, wo wir ursprünglich hinwollten. Wir ankern in der Bucht daneben und sind mit drei Landleinen verspannt. Es ist ungewöhnlich, dass wir andere Boote so lange am gleichen Ort (ausserhalb des Hafens) liegen sehen. Die Neugierde wächst, zu entdecken, wer dieser Mensch ist.
Ich bin im Beiboot und wasche den Wasserpass, während David unter dem Boot taucht. Der Unterwasserbewuchs ändert sich mit jedem Mal waschen. Manchmal sind es fast nur Seepocken und dieses Mal hauptsächlich Algen, nur wenige Muscheln. Die Sonne scheint, das Wasser ist flach.
Ein offenes Motorboot fährt direkt auf mich zu. Ich stoppe mit putzen und nehme Blickkontakt auf. Darin sitzt ein Mann mit weissen Haaren. Wir winken uns und ich frage auf Norwegisch, ob er Englisch spricht. Er entgegnet in fliessendem Englisch, ob er richtig gesehen habe, dass wir aus der Schweiz kommen. Er will wissen, wie lange wir hier segeln und erzählt, dass er sein Segelboot im Sommer immer in dieser Bucht hat (zeigt zum Felsen hinter Aroha, wo der Weg durch unsere Landleine versperrt ist). Wir sollen aber ungestört solange bleiben, wie wir wollen, er werde einen Platz nebenan finden. Er freue sich, dass Fremde in dieser Bucht sind, das sei leider selten der Fall und wir sind herzlich willkommen.
Dann wundert er sich, ob ich alleine hier bin. Es wäre aussergewöhnlich, eine Frau alleine auf einem Schiff zu sehen. Ich zeige ins Wasser und erkläre ihm mit einem Schmunzeln, dass David gerade unter dem Boot ist. Wir reden noch etwas über die Ankerkette, wo ich mich um sagenhafte 40m täusche, wie ich im Nachhinein feststelle. In der Zwischenzeit taucht David kurz auf, winkt, nimmt wahr, dass alles in Ordnung ist und taucht wieder ab. Der Mann sagt auch Aufwiedersehen, betont noch einmal, dass er sich freut, dass wir hier sind und wir willkommen sind.