Nachts wandert das Rot des Sonnenuntergangs am Horizont von West nach Ost.
Die 44 Tage autark im Winter liegen nun schon eine Zeit zurück. Es hat uns Freude bereitet euch über Text und Bilder in unser Erleben mitzunehmen und so werden wir nun ca. wöchentlich über die Geschichte von unserem Kielwasser berichten.
(Heute) Es ist ruhig bis auf das leise Plätschern der Bugwelle. Sanfter Nieselregen fällt vom Himmel. Steuerbord ziehen mächtige Schneeberge an uns vorbei und backbord schützen uns unzählbare Untiefen vor der Brandung der Nordsee.
Nach dem wir die letzten zwei Tage weit aussen bis zu 12sm von der norwegischen Küste entfernt gesegelt haben, haben wir letzte Nacht am Ankerplatz neben einem hohen Berg verbracht. Die bergigen Inseln sorgen für Windturbulenzen, kaum sind sie heute im Kielwasser wird die Umgebung flacher und der Wind stetiger.
Während David die Druckwasserpumpe austauscht, sitze ich im Cockpit und überwache den Kurs. Die erste Druckwasserpumpe der Aroha hat heute das zeitliche gesegnet. Sie wird somit nicht mit uns über den Polarkreis segeln bzw. nur noch als „Teilelieferant“.
Die Geräusche der Küstenvögel sind im Hintergrund hörbar.
Eine Stille liegt in diesen Wetterbedingungen und in dieser Landschaft die kaum zu beschreiben ist. Sie erinnert mich an die Leere fast wie auf der offenen Nordsee, nur anders. In den Weiten der Nordsee waren Möwen allgegenwärtig. Faszinierend zuzusehen, wie sie zentimetergenau über den Wellen segeln oder sich einfach treiben lassen. Nur Geräusche von brechenden Wellen sind zu hören. Nachts wandert das Rot des Sonnenuntergangs am Horizont von West nach Ost. Richtige Dunkelheit gibt es nicht.
Nun sind wir auf dem Weg zum nächsten Ankerplatz. Wahrscheinlich der letzte bevor wir den Polarkreis durchqueren. Der Breitengrad, an dem die Sonne am längsten Tag nicht mehr unter geht bzw. im Winter nicht mehr aufgeht.
Wir freuen uns, dass du dabei bist.
Aktueller Breitengrad: 66 Grad 14‘ Nord
