Die Schublade des Unerklärlichen entsteht erst durch das Erklären.
(Traum) Ein grosses Kommen und Gehen von vielen Menschen und berührend-lustige Begegnungen finden in bunten Räumen statt (von pink bis dunkelgrün ist alles dabei). Mittendrin steht die Aroha an Land und ich (Julia) kann nicht sagen, ob David und ich auf Aroha sind oder in den verschiedenen bunten Räumen oder alles gleichzeitig. Irgendwann kommt jemand und fragt uns: „Was ist das für ein Klopfen?“ Es klingt, als ob jemand von unten an den Rumpf klopft. Wir zucken unbekümmert mit den Schultern. „Es klopft immer wieder, aber da ist niemand.“ Unser Gegenüber ist etwas irritiert, aber akzeptiert die Antwort. Das Treiben geht weiter und auch das Klopfen immer wieder und ich wache auf.
Es ist noch sehr dunkel, als ich die Augen öffne, die ersten Gedanken springen auf zu meinem Notizheft, oder soll ich doch noch etwas weiter schlafen? Ich entscheide mich noch etwas liegen zu bleiben, der bunte Traum kommt in meine Erinnerung. Und da höre ich ein Klopfen. Ganz leise und dumpf.
Wie sich manchmal Realität und Traum vermischen. Ob das wohl die Kettenglieder des Schwimmsteges nebenan sind, die aneinander reiben? Ich stehe auf.
Auf dem Salontisch steht unsere grösste Chromstahlschüssel. Da nicht ich sie dort hingestellt habe, kann es nur sein, dass David sie dort hingestellt hat. Ich habe gestern Abend noch mitbekommen, dass er Magenschmerzen hatte, der Schüssel nach zu urteilen, ist es in der Nacht wohl noch mehr geworden.
Ich trinke in der Dunkelheit mein Tee am Salontisch und sehe wie es langsam Morgen wird. Das Licht kommt sehr sanft und langsam in die verschneite Landschaft. Sonnenaufgang ist um 9.31 Uhr. Erste Spuren der Dämmerung sind etwa zwei Stunden vorher zu erkennen. Dieses leise, sanfte Anklopfen des Morgens an klaren Tagen wie diesen mag ich sehr. Zu beobachten wie das Licht immer mehr Einblicke gewährt und sich die Nacht zurückzieht.
Als ich David vom Klopfen erzähle, zuckt er mit den Schultern und sagt, das sei ja nicht das erste Mal. Überhaupt begegnen uns immer wieder Ereignisse, die wir nicht erklären können. Die Ich-Instanz im Menschen neigt schnell dazu seine aktuellen Ängste oder sein Weltbild hinein zu interpretieren. Dies ist oft der Beginn von spannenden Realitätskonstrukten, die stets mit dem Bild des Ichs weiter wachsen. Uns ist noch nie etwas begegnet, was uns ausserhalb des eigenen Bewertungskonstruktes Leid zufügen wollte. Ob Mensch, Tier oder „gerade nicht Erklärbares“ es bleibt, was es ist. Und der stete Erklärungszwang hilft nicht zu sehen, was ist – eine wunderschöne Welt, die an jeder Ecke etwas zum Staunen bereithält.