Sturm mit über 44 Knoten, Fallböen und extreme Düseneffekte.
Kaum aus der Bucht stehen auch schon 30kn auf der Windanzeige. Wir setzen das Gross im 2. Reff gefolgt vom Klüver.
Und schon saust die Aroha munter los. Jedoch muss ständig etwas an den Segeln und am Kurs angepasst werden, um um die zahlreichen Untiefen zu navigieren. So haben wir schon fast Mühe ein gemütliches Zeitfenster für das Frühstück zu bekommen. Das Müesli segelt munter ab dem Löffel, was wohl ein Zeichen für den aufbrausenden Wind ist.
Und so geht es rasant durch die Fjorde und quer über den Sognefjord, der längste und der tiefste Fjord Europas.
Die Wellen werden höher, der Wind stärker. Kurs voraus liegt ein schmaler Fjord, der von hohen Bergen gesäumt ist. Desto näher wir ihm kommen, nimmt der Wind stetig zu.
Langsam wird uns klar, dass sich hier der Wind gefährlich kanalisiert und wohl noch deutlich zunehmen wird, der bereits bei 38kn steht. Zudem müssen wir das Grosssegel halsen, das immer noch im 2. Reff zu gross ist. Was unter diesem Wind und diesen steilen Wellen zu einer sehr schwierigen Aufgabe wird.
Mit einer Halse ist die Chance gross, dass bei diesen Winden das Segel beschädigt wird. Und so fahren wir eine Q-Wende, jedoch gelingt dieses Manöver nur noch unter Motor. Da nur unter Segel dieses Manöver auch wegen der steil brechender Welle nicht mehr gesteuert werden konnte.
Nun auf dem richtigen Kurs wird uns schnell bewusst, dass uns bei diesem Wind mit dieser Segelfläche eine kontrollierte Durchfahrt kaum möglich sein wird. Und so startet das schnellste Reffmanöver in der Geschichte von Aroha um im schäumenden Trichter das Segel zu verkleinern. Was glücklicherweise schnell auf anliegendem Vorwind Kurs gelingt.
Und so geht es vor dem Wind durch den Fjord. Mit Schaumkronen und mit über 44kn Wind (zumindest was wir sehen auf dem Windmesser) und teilweise 10kn Geschwindigkeit.
Spannend ist auch das Phänomen, dass am Ausgang des schmalen Fjords kaum noch Wind ist.
Als wir hinter dem Fjord nach links abbiegen und uns freuen über die gut segelbaren Bedingungen, sehen wir plötzlich weisse Felder auf dem Wasser vor uns. Diese Felder sind vermutlich heftige Fallböen, da sich das Wasser weiss durch die Luft wirbelt. Uns ist sofort klar, dass wir das kleine Stück Grossegel dringend bergen sollten. Daran ist jedoch nicht zu denken, da das erste weisse Feld auf uns zu rauscht. Das zweite ging vermutlich über die 50kn. Extrem heftige Winde. Die nur mit Leinen befestigten, liegenden Solarpanele werden mal kurz zum fliegenden Teppich und heben sich für kurze Zeit vom Deck ab. Doch wir sind überrascht wie gut wir die Aroha durch diese drehenden Winde manövrieren können.
Wir fahren schon längere Zeit unter Segel und Motor um die bestmögliche Ruderanströmunug zu behalten. Und somit ein unkontrolliertes Verhalten des Schiffes zu vermeiden.
Zwischen den Fallböen nehmen wir das Gross runter um nun mit einem Stück Klüver den Weg fortzusetzen.
Die Aroha fährt nun wieder selbständig unter Autopilot durch die brechenden Wellen. Während dem wir uns entspannen und die gerade geschehenen Ereignisse staunend review passieren lassen.
Vor uns liegt nun die letzte Durchfahrt zwischen zwei Inseln. Das selbe Phänomen beginnt, diesmal bis 43kn. Diese Durchfahrt ist zum Glück viel breiter und auch gut steuerbar. Dahinter rechts passieren wir einen kleinen Hafen und ein Stück daneben ist unser geplanter Ankerplatz. Es ist kein wirklich guter Platz um bei solchen Bedingungen zu ankern. Aber es ist schon eine Erleichterung, wenn das Schiff nach einem solchen Ritt wieder geankert ist. Der Anker hält und wir hören bis in die Nacht die heftigen Winde im Masten heulen.
Weder Material- noch Nervenschonend war diese Fahrt. Doch wir konnten alles Handhaben und im Schiffsinnern ist alles an seinem Platz geblieben. Die Aroha hat alles ohne Schäden weggesteckt, liess sich bei solchen Bedingungen von Hand kontrolliert steuern, was für ein Segelschiff nicht selbstverständlich ist.