Mal eben ein paar Tonnen drauf gestellt und strahlend wie eh und je.
Es regnet und die Tropfen sind leise zu hören, wie sie aufs Deck fallen. Es ist der Morgen vor unserem potentiellen Trockenfall-Manöver. Viel Nerven hat die Entscheidung, ob wir es an jenem Tag oder später durchführen wollen, gebraucht. Am Mittag ist die Flut und wir hätten planmässig Anker auf und auf den Sandstrand fahren sollen. Doch Vormittags und über Mittag weht ein Wind, der die Schaumkronen durch die Bucht tanzen lässt. Soweit alles wie von zwei der fünf Windmodelle vorhergesagt. Bleibt zu warten, ob nach dem Mittag die vorhergesagte Windstille eintritt. Irgendwie beim Blick durch die Fenster kaum vorstellbar und auch der Regen entfacht die Lust nach draussen zu gehen nicht gerade.
So sitzen wir im trockenen, schwimmenden Schiff und wissen nicht, welche Entscheidung passend ist, die Zeit und der Wasserstand laufen gegen uns. Wir steigen ins Beiboot und messen den Wasserstand an unserem gewünschten und vorbereiteten Ort, dieser ist noch mindestens 50cm zu hoch und so ist Essen angesagt. Eine Stunde später zeigt die erneute Tiefenmessung an besagter Stelle, dass wir nun definitiv kommen sollen. Auch der Wind und der Sonnenschein zeigen grünes Licht. Und so manövrieren wir die Aroha an die gewünschte Stelle und lassen sie mit den Kielen sanft in den Sand gleiten.
Die Kontrolle am Rumpf und das Fetten des Propeller zeigt ein intaktes Bild. Ich geniesse das Baden im hellen, türkis farbenden Gewässern mit Aroha.
Ein durchgehend gelungenes Manöver. Ca 6 Stunden sitzen wir auf dem Trockenen.
Etwas Bemerkenswertes: Ein Tag später sammeln wie die Landleinen, die wir zurückgelassen haben, wieder ein. Dabei sehen wir die ca 10cm tiefen Eindrücke im Sand und die Anemonen, die in ihrer Schönheit ihre Ärmchen in den Wellen nach Beute ausstrecken. Vor dem Manöver hatten wir kurz darüber nach gedacht sie alle umzusiedeln. Da sie jedoch ziemlich mit dem Ort verwachsen sind und wir auch den Platz nicht Metergenau bestimmen konnten, haben wir diese Umsiedelungsaktion der wohl gegen 100 Anemonen, die sich auf diesen paar Quadratmetern befinden, sein gelassen. Umso mehr freut es uns zu sehen, dass sie die paar Tonnen Gewicht unbeschadet überstanden haben. Wie unglaublich robust.
Kein Morgen wie aus dem Bilderbuch oder vielleicht doch?
Ich mag es am morgen mit der Sonne aufzustehen und zu beobachten wie sich die Nacht verabschiedet.
An einem Morgen vergangener Woche – nach einer sehr lauten, stürmischen Nacht – wache ich auf und der Blick auf die Uhr zeigt 10.07 Uhr. Ich erschrecke und schon ist der Gedanke da „mein Morgen ist vergangen“. Sogleich fällt mir die Absurdität dieses Gedankens auf. Ganz allgemein und um diese Jahreszeit über dem Polarkreis sowieso, denn es gibt keinen „richtigen Morgen“. Ich blicke aus den Fenstern und sehe, was da ist: ein strahlend blauer Himmel und eine ruhige Wasseroberfläche. Einladend nach draussen an Deck zu gehen und Tee an der Sonne zu trinken ohne Erwartung oder Vorstellung, wie es hätte sein sollen. Verpasst man manchmal den Moment, wenn man glaubt etwas nicht so gemacht zu haben, wie „man es gerne hätte?“
Die Wassertemperatur ist inzwischen auf 10 Grad geklettert. Das ist ein wirklich spürbarer Unterschied. Oder liegt ein grosser Unterschied auch in den optischen Veränderung. Die helle, sandige Bucht wirkt sehr einladend. Wie auch immer, es fühlt sich deutlich wärmer an und braucht weniger Überwindung ins Wasser zu gehen.
Breitengrad: 68 Grad 20 Minuten Nord
Mitternachtssonne bis 19. Juli.
Momente der gemeinsamen Freude wünschen dir
Stefanie Julia und David mit Aroha







