Orte und ihre Gespräche und woher kommt eigentlich der Tagesrhythmus?
Am Ende eines kleinen Nebenfjords erleben wir frühlingshafte Temperaturen. Gleich am Morgen nach unserer Ankunft fällt es auf, dass es im Pullover ganz ohne Jacke an Deck angenehm ist. Das Thermometer zeigt 15 Grad.
Das Wasser ist spiegelglatt. In der Luft ist der Duft der Birkenblätter, die seit ein paar Tagen das Ufer in ein sattes Grün tauchen. Etwa eine Woche zuvor sind wir gerade ins Beiboot gestiegen und der blumige, frische Geruch ist uns in die Nase gestiegen. Bis David ein paar Atemzüge später dies der Birke zuordnen kann.
Beim Pflücken für den Tee werden unsere Hände vom Harz klebrig. Es ist ein sonniger Uferabhang mit für diese Breitengrade grossen Birken (5-6m). Wir sprechen über die menschliche Idee, man könne über die Erziehung einen definierten Menschen erschaffen. Es erscheint uns, dass das Vermeidende und Unausgesprochene auf die Entwicklung der Persönlichkeit prägend wirkt. Und während ich so schreibe beobachte ich einmal mehr das Phänomen, dass die Erinnerung an Gespräche oft sehr eindeutig an Orte geknüpft sind.
Es ist Mitternacht und die Bäuche sind gefüllt mit selbst gebackenem Brot, frisch geangeltem Kabeljau und einem „Tomaten-Gurke-Mozzarella-Teller“. Während dem Essen geht die Sonne unter und sie hangelt sich nun unterhalb der Bergkette, aber immer mind. 1Grad über dem Horizont über Norden nach Osten. Die feinen Wolkenzeichnungen ändern sich in Gestalt und Beleuchtung. Immer wieder scheint es als würde die Sonne jeden Moment aufgehen. Es ist ein spannendes Beobachten und Rätseln, wo und wann sie wohl aufgehen wird. Und als sie endlich um 3.15Uhr in 30Grad Nord und 4Grad über dem Horizont aufgeht herrscht grosse Freude. Woher kommt eigentlich der Tagesrhythmus?
24 Stunden davor (2 Uhr in der Nacht) sind wir aufgestanden um unseren Termin mit dem Ostwind wahrzunehmen, der angekündigt hat, uns ein paar Meilen weiter nach Westen mitzunehmen.
Am Eingang zur Ankerbucht ist ein vogelähnlicher Stein auf einer felsigen Insel zu sehen. Bis wir erkennen, er ist nicht nur vogelähnlich sondern es ist ein Seeadler, der sich eine Übersicht verschafft.
Es sind bis jetzt sonnige Tage, die wir mit Davids Familie verbringen. Unser Rhythmus richtet sich nach dem Wind, der uns nicht allzu viele Fenster bietet um von Evenes nach Westen in die Lofoten zu segeln. Im Gegensatz hält das Sonnenlicht alle Möglichkeiten offen (24h x 7), die vorhandenen Windfenster zu nutzen. Die Landschaft ist sehr vielfältig, Schnee in den Bergen, saftiges Grün am Ufer und in den Wälder, knalliges Dunkelblau des Meeres und Gelbtöne der Algen und der Sandstrände. All dies in verschiedenen Kombinationen und Anordnungen.
Aktuell sind wir in Svolvær und hoffen auf einen Wind, der uns weiter in den Westen trägt.
Unser 44 Tage autark Projekt ist nun vollständig auf dem Blog zu finden.
Schaue gerne vorbei oder schicke den Link an Menschen, die sich darüber freuen könnten.
Breitengrad: 68 Grad 14 Minuten Nord
Mitternachtssonne bis 19. Juli.
Momente der gemeinsamen Freude wünschen dir
Stefanie Julia und David mit Aroha





