In der Weite des Meeres ist die Mitternachtssonne neben einer Bergsilouette zu sehen.

Da, wo die Häuser mit Drahtseilen in allen Ecken mit dem Boden verzurrt sind.

Während ich diese Zeile schreibe, ist die Sonne gerade untergegangen, der ganze Horizont ist rot, blau eingefärbt – bis auf die Lofoten, die sind vor einem goldig-gelben Hintergrund. Vor drei Stunden haben wir den Anker gelichtet, haben eines der raren Windfenster genutzt. Es sind heisse, windstille Tage, schon bald eine Woche und es geht weiter. 
Seit fast zwei Monaten wird die Sonne dieses Mal nicht nur hinter den Bergen, sondern tatsächlich unter den Horizont verschwinden. Nun wird sich langsam wieder eine Nacht zwischen den Tagen breit machen. Wird die verschwommene Grenze, wo ist heute, wo beginnt morgen und wo war gestern, schärfen. 

Hat die Dunkelheit vielleicht etwas Entspannendes für den Körper? Schon seit mehreren Wochen schlafe ich mit Schlafmaske. Ich hätte nicht feststellen können, dass ich nicht gut schlafe. Doch da war diese leise Sehnsucht nach Winter, die Mitte Mai immer lauter wurde. Also zu einer Zeit in der die hellsten Tage noch vor uns lagen. Sodann zog ich eine Schlafmaske an. Die Sehnsucht nach Winter hat der Freud auf die Mitternachtssonne Platz gemacht. 

Es ist eine sanfte Welt, wenn abends sie Sonne wenige Meter über dem Horizont steht. Weiche Schatten, lieblich rot-orangenes Licht. Und eine Ruhe im Aussen, da vieles schläft. Eine zauberhafte, kreative Stimmung. So entstand in diesen Sommertagen unser neues Logo und ein neues Projekt, an dem wir arbeiten. Irgendwann ist es plötzlich wieder Morgen, das Licht gelb-weiss, die Schatten härter. 

Bis ans westliche Ende der Lofoten in eine Bucht gefühlt am Ende der Welt hat uns der Wind getragen. Direkt angrenzend 300 – 600 Meter hohe Berge, extrem steile Wanderwege. Die wenigen Häuser sind mit Drahtseilen an den Ecken in den Boden verankert und der karge, felsige Küstenstreifen lässt erahnen, welche Bedingungen hier herrschen können. Zwischen den Felsen entdecken wir immer wieder ein Schneehase davon hoppeln. 
Offenes Meer bis nach Grönland. Ein Ort, in dem kein Platz für Zweifel, Sorgen oder Schuldgefühle ist. All diese Gedanken werden vom Wind und Strömung weggetragen. Was bleibt, ist der Moment und die Lebendigkeit des Lebens. Diese imposante Natur ist eine Einladung in den Moment. 
Hier würde ich gern ein paar Wintertage in einem festgezurrten Haus verbringen. Sehen, wie die richtig grossen Wellen anrollen und auf den Fels donnern. Dieser Ort macht ehrfürchtig und dankbar. Sehen und riechen, wie die Gischt meterhoch und meterweit übers Land gezogen wird. Und vielleicht das alles in der Dunkelheit nur mit den Ohren wahrnehmen. Nur manchmal, wenn ein Streifen Licht am Horizont erscheint, die Polarlichter tanzen oder der Mondschein alles in einen silbernen Glanz hüllt, einen Blick auf diese energiegeladene Landschaft werfen können. 

Nun ist es aber noch für eine ganze Zeit hell, auch wenn die Sonne für einige Minuten unter den Horizont wandert. Jeden weiteren Tag steht die Sonne 20 min kürzer am Himmel. Die Dunkelheit kommt unausweichlich immer näher. Bald fahren wir Kurs Süd und der ununterbrochene Sonnenschein wird eine Geschichte sein. 
Die heisseste Zeit ist jetzt, wie immer im Leben.

Momente der gemeinsamen Freude wünschen dir
Stefanie Julia und David mit Aroha

Ähnliche Beiträge